Shiatsu als Teil eines weltweiten planetarischen Wandels des Bewusstseins

 

Shiatsu als Teil eines weltweiten planetarischen Wandels des Bewusstseins

Ein Interview mit Clifford Andrews von Anne Frederiksen von 2013

 

„Wenn wir Shiatsu lernen“, sagtest Du einmal, „tauchen wir ein in einen Prozess, der uns herausfordert, inspiriert und persönlich bereichert.“ Erinnerst Du Dich noch, wann Du diese ungeheure Dimension von Shiatsu zum ersten Mal gespürt hast?

Ja, sofort als ich damit anfing. Von meiner ersten Shiatsu-Stunde an wusste ich, das war genau das, wonach ich gesucht hatte – es hatte einfach alles: Philosophie, Meditation, eine alternative Sichtweise auf die Welt, Körperarbeit, und - vor allem ­- es zu erleben und zu tun, war gleichermaßen großartig.

 

Europa, die USA, Australien: Du hast auf verschiedenen Kontinenten, in vielen Ländern gearbeitet. Siehst Du Unterschiede in den „Shiatsu-Familien“, oder sprechen wir weltweit eine Shiatsu-Sprache?

Jedes Land hat natürlich seine Besonderheiten, aber ich glaube, es gibt mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede in der „Shiatsu-Familie“. Ich habe das Gefühl, dass Shiatsu Teil eines weltweiten planetarischen Wandels des Bewusstseins ist. Das kommt besonders stark bei unseren Online-Kursen (www.newenergywork.com) zum Ausdruck, weil dort Shiatsu-Praktiker aus allen Teilen unseres Erdballs zusammen kommen.

 

Glaubst Du, dass sich der Standard von Shiatsu in den letzten zehn bis zwanzig Jahren erhöht hat – von einem hauptsächlich physischen Ansatz hin zu einem energetischen?

Das hängt wahrscheinlich davon ab, welchen Shiatsu-Stil der einzelne anwendet, welcher Strömung er folgt. Ich würde jedoch sagen, dass die Lehrer, die sich als Nachkommen von Masunaga verstehen und seinen Stil weiterentwickeln, sich in Richtung energetischem Ansatz bewegt haben. Das ist die logische Entwicklung, die Masunaga mit seiner Arbeit begonnen hat…

 

In Deinen Workshops arbeitest Du mit tatsächlich anwesenden Teilnehmern. Kürzlich hast Du begonnen, mit nicht unmittelbar anwesenden Teilnehmern in Deinen Online-Kursen zu arbeiten. Was ist die größere Herausforderung  für Dich?

Ich arbeite gern in beiden Formaten, sowohl von Angesicht zu Angesicht (face to face) als auch Online. Das Online-Lernen hat allerdings einige Vorteile gegenüber den Face-to-Face-Workshops. In den Online-Workshops ist jeder sehr engagiert, und alle Teilnehmer stellen im allgemeinen Fragen. In Face-to-Face-Workshops ist es eher ungewöhnlich, dass jeder in der Klasse Fragen stellt. Und das Fünf-Wochen-Format, das wir online eingeführt haben, bedeutet, dass die Teilnehmer viel Zeit haben, das Gelernte bei ihren Klienten anzuwenden und Feedback und Unterstützung zu bekommen. Deshalb ist dieses Format so ideal für professionelle Praktiker, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben.

Da ich ein Studium in Kurs-Design absolviert habe, sind die Herausforderungen, einen Kurs zu konzipieren und Material zusammenzustellen, im Wesentlichen gleich. Im Online-Workshop benutzen wir lediglich viele Video- und Audio-Beispiele, die den Platz der Face-to-Face-Demonstrationen einnehmen.

 

Die wissenschaftliche Seite von Shiatsu hat früh Dein Interesse geweckt. Wie wichtig ist dieses Wissen für einen Shiatsu-Praktiker?

Ich finde es nützlich, weil die Wissenschaft uns eine andere Sprache vermittelt, um zu erklären, was in einer Shiatsu-Sitzung passiert (nicht, dass wir schon alle Antworten wüssten, aber wir haben gute Einsichten, wie einige Aspekte von Shiatsu funktionieren könnten). Es kann sich eben nicht jeder auf die Konzepte von Ki, Blut und Meridiane  beziehen. Einige Shiatsu-Praktiker wollen das auch gar nicht. Sie wollen sich lieber der Sprache der Traditionellen Medizin und des Shiatsu-Modells bedienen. Damit sympathisiere ich natürlich, weil es sich um ein schönes Modell handelt, das viele Vorteile gegenüber den materialistischen Modellen hat, die oft mit Wissenschaft assoziiert werden.

Ich selber arbeite sehr gern mit James Oschman und Emilio Del Guidice zusammen, Wissenschaftlern also, die an Energiearbeit interessiert sind, weil sie oft lebensverändernde Erfahrungen durch Körperarbeit gemacht haben und sich selber erforschen, um herauszufinden, was dabei mit ihnen passiert ist.

 

Du bist nicht nur ein sehr bekannter und überaus respektierter Shiatsu-Lehrer, sondern auch Musiker – Du spielst Saxophon und Dein erstes kommerzielles Album „Song Noir“ ist gerade erschienen. Wie hat diese Leidenschaft zur Musik Deine Shiatsu-Praxis und Deinen Unterricht geprägt?

Sie hat in der Tat einen sehr großen Einfluss. In den 90er Jahren habe ich versucht, einige Fragen hinsichtlich des energetischen Feldes zu klären – zu der Zeit studierte ich gerade Musik. Musik ist eine wichtige Metapher für Energiearbeit, weil der Klang die physischste Erfahrung von Schwingungen ist. Der Klang wird weitaus kinästhetischer wahrgenommen als zum Beispiel Licht. Die Musiktheorie gab mir die Möglichkeit, mich besonders der Frage zuzuwenden, wie wir uns in die verschiedenen Ebenen des energetischen Feldes einstimmen können.

 

Einige Praktiker finden es wichtig, während einer Sitzung verbal mit ihrem Klienten zu kommunizieren, um eine weitere Dimension hinzuzufügen, um mit dem inneren Selbst des Klienten in Kontakt zu kommen. Nimmst Du diese Möglichkeit auch wahr?

Selten. Ich konzentriere mich normalerweise so sehr auf die Sitzung, dass ich verbal nicht kommuniziere! Ich glaube auch, dass es von Vorteil ist, den kognitiven Geist ruhig zu halten, so dass andere Dinge im Heilprozess geschehen können. Wenn ich allerdings das Gefühl habe, dass das im Interesse des Klienten ist, spreche ich in der Sitzung auch.

 

Es war in gewisser Weise revolutionär, als Du zusammen mit James Oschman, Emilio Del Guidice und Patricia Stefanini und mit Hilfe des Forschungsprojektes des Europäischen Shiatsu Verbandes herausgefunden hast, dass Shiatsu wirklich „funktioniert“ und dass das wissenschaftlich zu beweisen ist. Hat das dazu geführt, Shiatsu in der Welt der Energiearbeit populärer zu machen?

Ich würde sagen, es hatte zwei Auswirkungen. Wir haben mehr Vertrauen in unsere Shiatsu-Arbeit bekommen, gleichzeitig hat uns das aber auch sichtbarer gemacht, vielleicht sogar zur Zielscheibe für extremen Skeptizismus derjenigen, die darauf aus sind, jede Form von Energiearbeit zu unterminieren und in Misskredit zu bringen. Man kann sehen, wie das zum Beispiel bei Wikipedia passiert. James Oschman und Emilio Del Guidice sind daran gewöhnt, im Netz verunglimpft zu werden.

 

Es gibt viele Faktoren, die eine wichtige Rolle in der Shiatsu-Diagnose spielen. Mir scheint, dass das Bindegewebe immer wichtiger geworden.

Dieses Konzept gibt uns einige Antworten, welche Diagnose-Formen möglich sind. Aber wie wir tatsächlich arbeiten, geht darüber hinaus: Sich mit dem energetischen Feld zu verbinden, basiert auf Tausenden von Jahren Praxis. Wie man das einem im Westen ausgebildeten Geist erklärt, ist allerdings eine andere Geschichte.

 

Wissenschaft auf der einen Seite, Intuition auf der anderen. Wie siehst Du die Beziehung zwischen diesen beiden Aspekten im Shiatsu?

Ich habe das Gefühl, dass das, was wir „Intuition“ nennen, tatsächlich die Verarbeitung von Informationen über einen anderen als den normalen kognitiv-rationalen Weg ist. Ich glaube vielmehr, dass Intuition von einem Prozess geleitet wird, der den kognitiven Geist umgeht. Intuition basiert aber dennoch auf Wissen. Sobald wir das Wissen in uns aufgenommen haben, wird uns „unbewusst bewusst“, dass wir instinktiv oder intuitiv arbeiten können. Das nennen wir dann beginner’s mind – Anfängergeist.

 

 

Vielen Dank für das Interview, Cliff!

 

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